Buchschirm soll wieder artenreich werden

 
(Hilders News)

 

Auf dem Buchschirm war in den letzten Monaten viel los: Mit Motorsäge und schwerem Gerät sind Forstunternehmen dem Wildwuchs auf der 160 Hektar großen Gemeindehute zu Leibe gerückt. Was nach ungehemmter Zerstörung aussieht, ist im LIFE-Projekt „Rhöner Bergwiesen“ ein wichtiger Schachzug im Kampf gegen das Artensterben vor der Haustür.

Denn der vor Generationen in Knochenarbeit urbar gemachten Gemeindehute am Hilderser Buchschirm drohte ein ähnliches Schicksal wie vielen anderen Huteflächen im Biosphärenreservat. Noch bis in die 1970er Jahre wurden sie als großflächige Auftriebsweiden genutzt, die Beweidungsrechte waren an die ortansässigen Höfe vergeben. Morgens trieb ein eigens beschäftigter Kuhhirte das Vieh herauf und abends wieder hinunter. Inzwischen habendie Rhöner Hutungen einen folgenreichen Nutzungswandel erfahren. Wo früher Kühe, Jungvieh und auch Pferde gemeinsam auf sogenannten „Umtriebsweiden“ grasten, die zusätzlich von Wanderschäfern mit Ziegen und Schafen nachbeweidet wurden, stehen heute überwiegend Rinderherden.
Während in manchen Bereichen der Weidedruck groß ist, werden andere Lagen der Hutungaufgrund des steilen Geländes heute kaum oder gar nicht mehr genutzt. Dadurch hat sich nicht nur der Nährstoffgehalt im Boden verändert, sondern auch das Gesicht der Landschaft. Denn Hutungen zeichnen sich traditionell durch offene Grasflächen mit Lesesteinwällen und einzelnstehenden Bäumen und Büschen aus, die vielen Tieren als Lebensraum dienen. Dochinzwischen sind wegen Unternutzung immer größere Bereiche auf dem Buchschirm mit Büschen zugewachsen.
„Fatal ist das vor allem für Vogelarten, die auf den offenen Lebensraum des Kulturlands angewiesen sind, wie beispielsweise den Wiesenpieper“, weiß Annika Hennemuth vom LIFE.

 

Erhaltenswerte Hutungen:

der Antrag wurde von der Gemeindevertretung einstimmig angenommen

 

Antrag zur Gemeindevertretersitzung am 12.06.2019:

Der Gemeindevorstand wird beauftragt, mit dem Landkreis Fulda und dem Regierungspräsidium Kassel eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Entwicklung und naturschutzgerechten Nutzung kommunaler Flächen im Rahmen des LIFE-Projektes LIFE15 NAT/DE/000290 „LIFE Rhön grassland birds“ zu treffen.

Es geht hierbei um die gemeindeeigenen Hilderser- und Simmershäuser- Hutungen.

Die genaue Festlegung der Flächen erfolgt mit dem Leiter des LIFE-Projektes.

Diese Hutungen sind Teilflächen des Biosphärenreservates Rhön,

des FFH-Gebietes DE_5525-351 „Hochrhön“ und

des Vogelschutzgebietes 5425-401 „Hessische Rhön“.

Die Vereinbarung ist so rechtzeitig zu treffen, dass sie bis zum 01.10.2019 in Kraft treten kann.

Begründung:

Mit der Vereinbarung bewirkt die Gemeinde zum einen etwas für unsere Umwelt und zum anderen etwas für unsere Landwirte.

Die Gemeinde leistet damit einen sinnvollen und erstrebenswerten Beitrag, um die Flora und Fauna der typischen Hochrhönflächen zu erhalten und zu sichern bzw. verschiedene Arten wieder anzusiedeln. Dies gehört zur Lebensqualität der einheimischen Bevölkerung und ist ein Hauptanziehungspunkt für unsere Touristen.

Im Rahmen des LIFE - Projektes „Hessische Rhön Berggrünland, Hutungen und ihre Vögel“ dienen die Maßnahmen der Wiederherstellung von europaweit bedeutsamen Lebensräumen.

 

Insbesondere fördern sie:

·        Kalk-Trockenrasen

·        artenreiche, montane Borstgrasrasen

·        magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen

·        Lebensräume für:

Ø  Goldener-Scheckenfalter

Ø  Raubwürger

Ø  Neuntöter

Ø  Wachtelkönig

Ø  Bekassine

Ø  Braunkehlchen

Ø  Wiesenpieper

Ø  Baumpieper

·        sowie das allgemeine Landschaftsbild.

Die Maßnahmen unterstützen zusätzlich die biotop-vernetzenden Funktionen zu angrenzenden Entwicklungsflächen.

Der andere positive Effekt ist, dass die Landwirte, die unsere Flächen nutzen, andere und bessere Fördermöglichkeiten in Anspruch nehmen und damit wesentlich mehr Fördergelder erhalten können.

Dazu kommen sachliche Leistungen wie Entbuschung von Flächen, Errichtung von Wolf-Schutz-Zäunen, fachliche Beratung und Vieles mehr.

Der Antrag kann im Ausschuss für Infrastruktur und Wirtschaft beraten werden.

Der Start-Termin 01.10.2019 ist deshalb wichtig, weil es nur dann wichtige EU-Fördermittel gibt.

Die Wanderausstellung „Rhöner Bergwiesen“, die im Rathaus eindrucksvoll mit Bild und Text zeigt, was mit dem LIFE-Projekt bewirkt werden kann und soll, ist noch bis zum 30.06.2019 zu sehen. Sie war unter anderem ein Anlass für diesen Antrag.

 

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